Sommerregen im Cafe

Am Fahrradverleih am Goetheturm herrscht gähnende Leere. Niemand da, auch der Besitzer nicht.

In der Hoffnung, das irgendwann noch jemand kommt setze ich mich in den Garten der Goetheruh und sündige ein bisschen und bestelle Apfelstreussel mit Schlagsahne und einen Latte Macchiato.

Auf einmal verlassen die ersten Leute ihre Tische. Ich realisiere, das es zu regnen beginnt. Und greife die Kissen auf den Korbsesseln an meinem Tisch und packe sie unter Dach und wechsle zu dem kleinen Tisch unterm Vordach.

Jetzt beginnt es, richtig zu schütten.

Die Kellnerinnen flitzen von Tisch zu Tisch, sammeln weiche weisse Kissen ein und Speisekarten. Versuchen selbst nicht nass zu werden.

Unterm grossen Pavillion halten 4 Leute aus. Sie haben Essen bestellt und als die meisten Kissen geretttet sind huscht die eine Kellnerin imner wieder durch den Regen um zu ihnen Teller hinüber zu tragen.

Eine Mutter steht mit ihrer Kleinen im Kinderwagen zwischen den regennassen Tischen. Die Kleine schaut fasziniert aus ihrem Guckloch auf die Regentropfen, die vor ihrer Nase auf den Kinderwagenregenschutz fallen.

Ein Pärchen huscht herbei und stellt sich unter. Er geniesst den Regen. Stellt sich raus in die warme Dusche, schaut lächelnd nach oben und wird klitschnass. Dann versucht er seine Freundin zu überreden, mit in den Regen zu kommen. Aber sie schlägt die Einladung zum Regentanz aus. Ich lächle: was für eine hübsches Pärchen.

Aus dem Spielpark am Goetheturm kommen ganze Familien, die Wasserspiele leid, und stellen sich unter den morschen Stangen des Turms unter. Familienväter holen die Autos vom nahen Parkplatz direkt vor den Turm und tragen grössere und kleine Kinder bis auf die Rückbank.

Ein Mann flüchtet sich vom Fahrrad ins Restaurant und merkt erst dort, das sein Rucksack weit aufstand und voll Wasser gelaufen ist.

Hinter den Vieren unterm Pavilliion fliesst ein wahrer Sturzbach das Dach hinunter, aber sie essen ungestört weiter. Alle anderen unterm Pavillion haben mittlerweile die Bänke verlassen, die Stuhlbeine stehen zentimetertief im Wasser und um den Sonnenschirn rechts vorne hat sich ein kleiner reissender Bach gebildet.

„Leni!“ Die Mama rechts neben mir am Tisch versucht per Stimme ihre Zweijährige aus der Pfütze zu holen. „Leni, du kriegst nasse Füsse. Wir haben doch gar keine Gummistiefel dabei!“ Immer wieder tapst die Kleine bis Milimeter vor die Pfütze. Ermahnt sich dann selber und springt wieder zurück. Erst als die Pommes kommen, lässt sie sich ablenken.

Der Regen lässt nach, ich frage mich, ob er noch vom Himmel kommt oder nur noch der Wald tropft. In beiden Fällen würde ich tropfnass werden, wenn ich durch den Wald laufe. Beim Fahrradverleih ist immer nichts los. Dann halt Bus und Straßenbahn.

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Die Bilder sind übrigens nicht am Regentag entstanden sondern am Wochenende darauf.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Sommerregen im Cafe“

  1. Avatar von Gabi Huckelmann
    Gabi Huckelmann

    Den folgenden Kommentar fand ich in meinem Spam Order. Er ist auch Spam (für Offshore-Kontos in Panama) und passt auch als Kommentar überhaupt nicht zum Artikel. Aber irgendwie ein schöner Text.

    Hola, mis Amigos! Ein weiter Ozean…nichts zusehen weit und breit. Nur Wasser. Wasser und Wellen. Eine riesige rein blaue Fläche. Selbst der Himmel ist klar und wolkenlos. Kein einziges Wölkchen ist zu sehen, kein Vogel. Doch halt, ein einsamer Vogel ist dort. Eine Seemöwe, die ihre Kreise zieht. Tagelang fliegt sie nun schon über das karibische Meer auf der Suche nach Futter. Doch nichts ist da. Die kleine Möwe hat vor einer Woche den Anschluss an ihrem Schwarm verloren und seither ist sie allein. Als letztes hat sie mitbekommen, dass ihre Gruppe mit ihrer Mutter nach Habannasaka, oder so ähnlich, wollte. Das einzige, was sie seither gegessen hat, ist ein fliegender Fisch, der zufällig direkt vor ihr aus dem Wasser sprang. Ansonsten war dort nichts. Die kleine Möwe fliegt weiter. Noch ist es Nacht, aber sie merkt schon, wie die ersten Sonnenstrahlen am Horizont hervor lugen. Bald bricht der Morgen herein und es ist eine weitere Nacht verstrichen, in der die kleine Möwe wieder einmal nichts gefunden hat. Gerade will sie sich, schon ermüdet und frustriert, auf der Wasseroberfläche niederlassen, um eine Weile den Schnabel unter die Flügel zu stecken und zu schlafen, aber da entdeckt sie am Horizont ein kleines rotes Licht.

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